Wohnen in der Tivoligasse
Grüne Oase im urbanen Umfeld
Die Tivoligasse im 12. Wiener Bezirk Meidling ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass sich Urbanisierung und Grünraum nicht zwangsläufig ausschließen müssen: Für den Auftraggeber Palmers Immobilien entwarf das Team des ortsansässigen Studios Freimüller Söllinger Architektur ein Ensemble aus vier locker positionierten Baukörpern auf einem grünen Deck. In innerstädtischer Lage konnten dadurch 103 Wohnungen, ein Supermarkt, eine Fahrradgarage, ein Gemeinschaftsraum, eine Tiefgarage und ein Freiraumdeck realisiert werden.
Im Sinne der Nachverdichtung von Flächen konnte so ein attraktives Wohnumfeld basierend auf einem balancierten Mix aus Funktion und Freiraum für die Bewohner wie Anrainer geschaffen werden. Die Basis des als Holzbau konzipierten Quartiers bildet der solide Sockel, in dem der bereits zuvor auf der Fläche bestehende Supermarkt mitsamt den dazugehörigen Parkplätzen Raum findet – vormals innerstädtischer Flächenfresser, heute wegweisendes Paradebeispiel dafür, welche Potenziale noch ungenutzt in unseren Stadträumen schlummern.
Um das neue Volumen respektvoll in die gewachsenen Strukturen zu integrieren, setzten die Architekten auf einen luftigen Aufbau der Gebäudestrukturen. Die Wohnhäuser entwickeln sich in den oberen Ebenen zu einem grünen Deck mit spielerisch positionierten Holzaufbauten. Entstanden ist so ein ortsspezifisches Ensemble – identitätsstiftend und dennoch rücksichtsvoll in Bezug auf die bestehenden Sichtachsen der Nachbarbebauung: Die Baukörper wurden bewusst leicht ineinander gedreht, um Durchsichtkorridore von West nach Ost zu bewahren.
Kernstück des Entwurfs ist eine flexibel gestaltete Holzstruktur, die variantenreiche Möglichkeiten zur Wohnungsausbildung sowie innerhalb der Achssetzung eine freie Bespielung sowie spätere Adaption ermöglicht. THEURL lieferte für die jeweils zwei fünf- und sechsgeschossigen Baukörper 2.000 m³ an CLTPLUS-Elementen für Decken (Sichtqualität) und Wände (Industriequalität), was gesamt 40 LKW-Ladungen entspricht. Die Baustellenzufahrt erfolgte über eine Einbahnstraße; aufgrund des Stellplatzmangels mussten alle LKWs zeitnah entladen werden. Eine Herausforderung bestand dabei in der sonst unüblichen stehenden Verladung der gesamten Wandelemente sowie der liegenden Verladung der Deckenelemente, die aufgrund ihrer ausladenden Breite von 2,95 Metern über Nacht bis fünf Uhr in der Früh auf die Baustelle geliefert werden mussten. Aus konstruktiver Sicht stellten die statisch erforderlichen Verzahnungen der tragenden Wandelemente an der Rückseite der Gebäude eine zusätzlich knifflige Aufgabe für das TEAMTHEURL dar. Diese ließ sich allerdings ebenso souverän meistern, wie die passgenaue Fertigung der Bearbeitungen für die statisch wirksamen Stahlteile.
Projektdaten
Produkt
2.000 m³ CLTPLUS Sicht- sowie Industriequalität
Baujahr
2022/ 2023 Fertigstellung Frühjahr
Nutzung
Wohnen (103 Wohnungen) Supermarkt, Fahrradgarage, Gemeinschaftsraum, Tiefgarage, Freiraumdeck
Ökologie
Dank der enormen Menge an verbautem CLTPLUS bindet das grüne Wohnquartier mittels 829 einzelnen Holzbauteilen rund 2.018 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre.
Regina Freimüller-Söllinger, Freimüller Söllinger Architektur ZT GmbH
Was macht Holz in Ihren Augen zum perfekten Baustoff für den Wohnbau?
„Generell wird mit Massivholzbau klimaschonend gebaut, viel CO2 gebunden, in Österreich nachwachsende Ressource verwendet. Am Ende der Lebensdauer sind die Häuser fast zur Gänze recyclebar.
Die Gebäude weisen ein sehr angenehm behagliches Wohnklima auf. Sichtbare Holzelemente wie z.B.: Deckenuntersichten erhöhen den Wohlfühlfaktor. Die Sichtholzschalungen an den Fassaden wirken einladend und freundlich.
In innerstädtischen Nachverdichtungen spricht weiters der hohe Vorfertigungsgrad und die kurze Montagezeit für Holz in der Stadt. An den Themen Schall-, und Brandschutz beim großvolumigen Wohnbau tun sich noch Forschungsfelder auf.“
Projektpartner
Holzbau
Mhm Massiv – Holzbau GmbH
Architektur
Freimüller Söllinger Architektur ZT GmbH